Werner Vahlenkamp

miniatur|Werner Vahlenkamp (2012) Werner Vahlenkamp (* 22. Juni 1944 in Oldenburg; † 18. April 2022 ebenda) war ein deutscher Landeshistoriker mit den Schwerpunkten Arbeiterbewegung und Judentum im Oldenburger Land.

Vahlenkamp wuchs im Stadtteil Bürgerfelde auf. Nach seinem Abschluss an der Volksschule Nadorst begann er 1959 eine Verwaltungslehre bei der Stadt Oldenburg und wurde danach als Verwaltungsangestellter übernommen. 1966 wurde er verbeamtet und 10 Jahre später zum Inspektor im gehobenen Dienst befördert. Er war außerdem seit 1961 Mitglied der Gewerkschaft ÖTV und seit 1962 Mitglied der SPD.

1962 nahm Vahlenkamp als Jungsozialist am IUSY-Camp in Kopenhagen teil und beteiligte sich in der Folge am Aufbau eines Ortsverbandes der Sozialistischen Jugend Deutschland – Die Falken in Oldenburg. Im Bundestagswahlkampf 1965 half er bei der Organisation einer Veranstaltung mit Günter Grass im konservativ geprägten Cloppenburg. Grass hielt hier seine Rede ''Ich klage an'', die später als ''Cloppenburger Wahlkampfrede'' bekannt wurde. Aufgrund von wütenden Protesten der Zuschauer gilt das Ereignis als erste gewaltsam gestörte Wahlveranstaltung der jungen Bundesrepublik.

Im Sinne des Konzeptes Wandel durch Annäherung nahm Vahlenkamp mehrfach Kontakt zu Bürgern und Vertretern des Ostblocks auf. Auf Einladung des Komsomol-Reisebüros Sputnik reiste er als ÖTV-Jugendleiter 1965 in die Sowjetunion und in die Volksrepublik Polen. 1966 lud er die DDR-Schriftsteller Hermann Kant und Wolfgang Kohlhaase zu ''gesamtdeutschen Gesprächen'' nach Oldenburg und Wilhelmshaven ein. In der Sommersaison 1968 war er als Reiseleiter beim Reisebüro ''Fahr mit'' der Deutschen Gesellschaft für Internationalen Jugendaustausch in Primorsko in der Volksrepublik Bulgarien tätig. Während dieser Zeit wurde er durchgehend vom Ministerium für Staatssicherheit bespitzelt.

1969 war Vahlenkamp, aus Anlass eines Arbeitseinsatzes im Kibbuz Bror Chail, zum ersten Mal in Israel. Hier wurde er durch persönliche Kontakte erstmals damit konfrontiert, dass es vor dem Holocaust auch im Oldenburger Land jüdisches Leben gegeben hatte. Da dessen Vernichtung meist mit stillschweigender oder tatkräftiger Unterstützung der Bevölkerung geschah, war das Thema in der Gesellschaft der Nachkriegszeit oft mit einem Tabu behaftet. Vahlenkamp begann, sich in der Folgezeit intensiv mit der Geschichte der jüdischen Gemeinden und dem Schicksal ihrer Mitglieder in der oldenburgischen Region zu beschäftigen.

1977 heiratete Vahlenkamp seine Frau Karin und zog ein Jahr später mit ihr in den Stadtteil Ohmstede. 1982 wurde der gemeinsame Sohn Jan geboren.

Ab den 1980er Jahren schrieb Vahlenkamp zahlreiche Bücher, Broschüren und Zeitungsartikel zu historischen Themen (z. B. die Serie ''Ohmstede gestern'' in der Nordwest-Zeitung), hielt Vorträge und Seminare an der Volkshochschule, organisierte Studienreisen und war in Oldenburg als Stadtführer bekannt. Er setzte sich erfolgreich für eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Abgeordneten des Oldenburgischen Landtages ein, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Den ausführlichen Bericht des Schutzpolizei-Kommandeurs Heinrich Köhnke über die kampflose Übergabe Oldenburgs am Ende des Zweiten Weltkrieges entdeckte Vahlenkamp in Akten des Gartenamtes und ließ ihn dem Niedersächsischen Staatsarchiv zukommen. Der spätere Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke bezeichnete Vahlenkamp, aufgrund seiner Forschungen und Veröffentlichungen zur Geschichte der SPD, als „''den Parteigeschichtler unserer Region''“. Vahlenkamp war als Historiker auch zeitweilig Mitglied im Bundesausschuss der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten.

1985 war Vahlenkamp als Vorstandsmitglied der Oldenburger Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit an der Organisation eines Wiedersehenstreffens der ehemaligen jüdischen Bürger Oldenburgs beteiligt. Hierfür wurden 65 Juden aus aller Welt zu einem achttägigen Besuch ihrer Heimatstadt eingeladen. Als „''Anerkennung der Anstrengungen zum Gelingen des Besuches''“ wurden später für Vahlenkamp und die anderen Organisatoren 100 Bäume im Friedenswald in Jerusalem gepflanzt.

Vahlenkamp sprach sich für die Deutsche Wiedervereinigung aus, wenn sie dem Willen der ostdeutschen Bevölkerung entspreche. Zwar befand er, dass auf die Mangelgesellschaft nun eine Ellenbogengesellschaft folgen werde, sah aber zugleich das Erbe der Friedlichen Revolution als Bereicherung für die deutsche Gesellschaft an.

1990 wendete sich Ibrahim Böhme als Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei in der DDR an den Parteivorstand der westdeutschen SPD. Der damalige PDS-Vorsitzende Gregor Gysi hatte eine Forderung nach Herausgabe des Vermögens der ostdeutschen SPD mit der Begründung zurückgewiesen, die Basis der SPD hätte einen Zusammenschluss von SPD und KPD mehrheitlich begrüßt und führte hierfür Oldenburg als Beispiel an. Vahlenkamp konnte anhand der Protokolle aus der Zeit diese Behauptung widerlegen, die in der Presse daraufhin als ''Oldenburger Legende'' bezeichnet wurde.

1994 wurde Vahlenkamp von Oberstadtdirektor Heiko Wandscher zum ersten Ausländerbeauftragten der Stadt Oldenburg und damit zum Stadtamtmann ernannt. Vahlenkamp sah seine Aufgabe vor allem darin, bei Anfragen und Hilfeersuchen durch Ausländer eine gütliche und unbürokratische Lösung mit den entsprechenden Behörden zu finden. Außerdem machte er durch Vorträge Lobbyarbeit für in Oldenburg lebende Ausländer und leistete gleichzeitig Informationsarbeit bei Ausländervereinen und Religionsgemeinschaften. Für den autobiografischen Roman ''Ein Schwarzafrikaner aus Oldenburg'' von Anatole Minka schrieb Vahlenkamp das Vorwort. Das Amt wurde 2001 in Integrationsbeauftragter umbenannt.

Ab 1997 war Vahlenkamp zudem Sprecher der regionalen Arbeitsgruppe Oldenburg-Ostfriesland für den Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie. 1999 bekam er für seinen besonderen ehrenamtlichen Einsatz auf dem Gebiet der Kultur- und Heimatpflege die Ehrennadel der Oldenburgischen Landschaft verliehen. 2006 leitete er die Delegation der Oldenburg-Kutsche bei der German-American Steuben Parade in New York. 2007 wurde Vahlenkamp pensioniert, er organisierte jedoch weiterhin Studienreisen und hielt Vorträge.

Wenige Monate vor Vahlenkamps Tod entschied der Rat der Gemeinde Bockhorn, eine Gedenktafel zur Ehrung von Franz Fritsch aufzustellen, der während der deutschen Besetzung Polens wohl über 1000 Juden das Leben rettete. Vahlenkamp hatte 1989 diese Aufstellung noch vergeblich gefordert. Der Autor Holger Frerichs veröffentlichte bereits zuvor in seinem Werk ''…in der Bevölkerung nicht populär…'' einen Reprint von Vahlenkamps Broschüre ''Franz Fritsch: Ein „unbesungener Held“ aus Bockhorn'' aus dem Jahr 1991.

Nachdem Vahlenkamp 2016 während eines Aufenthaltes in Kuşadası einen Schlaganfall erlitten hatte, von dem er sich nie mehr ganz erholte, verstarb er 2022 an den Folgen einer Infektion mit COVID-19. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sagte: „''Die Stadt verliert mit Werner Vahlenkamp eine prägende und engagierte Persönlichkeit.''“ Er liegt auf dem Ohmsteder Friedhof begraben. Veröffentlicht in Wikipedia
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    von Vahlenkamp, Werner
    Veröffentlicht 1989
    Signatur: Kri 070 BerKI MAGAZIN
    Buch
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    von Vahlenkamp, Werner, Knauß, Ina
    Veröffentlicht 1995
    Signatur: Kri 070 For MAGAZIN
    Buch
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    von Vahlenkamp, Werner, Hauer, Peter
    Veröffentlicht 1994
    Signatur: Kri 070 BerKI MAGAZIN
    Buch
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    von Rebscher, Erich, Vahlenkamp, Werner
    Veröffentlicht 1988
    Signatur: Kri 070 ForSo MAGAZIN
    Buch
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